• Menu
  • Menu

Peru – Schilf, Steine und andere Schätze

Selbst auf Google Maps sieht der Weg von der bolivianischen Seite des Titicacasee zum Machu Picchu weit aus. Um uns eine weitere tages- und nachtfüllende Busfahrt zu ersparen planen wir daher noch einen Zwischenstopp ein: Puno. Viele der Unterkünfte scheinen nicht direkt in Puno zu liegen, sondern einige Kilometer entfernt auf Uros, einer Insel. Ohne genau zu wissen was uns dort erwartet buchen wir eine Nacht in einer Strohhütte (wie wir später erfahren Schilfhütte) und machen uns auf den Weg.

Auf der Bootsfahrt wird uns schnell klar, dass es nicht nur eine Insel gibt sondern Uros aus vielen kleinen Inseln besteht. Wir fragen uns, auf welcher wohl unsere Unterkunft ist. Kurze Zeit später finden wir uns auf einer Insel wieder, auf der man im Kreis sitzend indigenes Handwerk angeboten bekommt. Wir flüchten von der ungeplanten Touri-Tour, indem wir einen der Locals bitten uns zu unserer Insel zu fahren. Seine zehnjährige Tochter setzt uns fünf Minuten später an der richtigen Stelle ab.

Wir springen von dem Boot auf eine kleine, bei jedem Schritt schwankende Schilfinsel. Die Uros bauen sie, indem sie oben immer wieder neuen Schilf nachlegen. Dadurch bildet sich über Jahre eine zwei Meter dicke Insel. So konnten sich die Vorfahren der Uros früher immer wieder erfolgreich vor den aggressiven Inkas retten. Unsere Gastgeber, ein Pärchen in unserem Alter, die ihr ganzes Leben auf der schwimmenden Insel verbracht haben, geben uns Einblicke in den Alltag auf der Insel. Sie zeigen uns die Schule, gehen mit uns fischen und erzählen, wie sie für alle Einkäufe mit dem Boot ans Festland fahren müssen. Man merkt wie stolz sie auf ihre selbstgebaute Lodge sind, besonders auf die echte Dusche und die nachhaltige Komposttoilette. Die Floating-Islands sind ein einmaliges Erlebnis. Trotzdem sind wir am nächsten Morgen froh über die zurückgewonnene Bewegungsfreiheit und den festen Boden unter den Füßen.

Von den Uros geht es zu den Inkas, vom Titicacasee in die Berge zum Machu Picchu. Klar werden auch wir uns hier in den Strom von täglich bis zu 2500 Besuchern einreihen. Der Machu Picchu ist in jedem Top-10 Blog über Südamerika immer ganz vorn dabei. Er gehört zu Peru wie die Pyramiden zu Ägypten. Wir versuchen daher unsere Erwartungen etwas zu dämpfen, denn oft haben die ganz großen, gehypten Orte es ja schwer den übersteigerten Erwartungen gerecht zu werden.

Als wir an Bord des Zuges gehen, der uns an den Fuß des Machu Picchu bringt, wird die Vorfreude dann aber doch immer größer. Der renovierte Luxuszug hat edle Sitze, die Peru-Rail Mitarbeiter tragen schicke, klassische Uniformen, es wird Pisco Sour gemixt. Durch die Fenster im Dach kann man den Blick über die bergige Landschaft schweifen lassen. Genau so muss sich das Zugfahren früher für gut Betuchte angefühlt haben. Als wir schließlich das erste Mal den Machu Picchu in der typischen Perspektive sehen (‚For the classic picture, to the left please‘) hat der Ort dann tatsächlich etwas Magisches. Grüne Dschungelvegetation, grasende Lamas, tiefhängende Wolken und die Überreste einer komplexen Stadt.  Der Machu Picchu hat zurecht den Status ‚auf keinen Fall verpassen‘.

Unser letztes indigenes Erlebnis ist kulinarischer Natur. Nach langem hin und her entscheiden wir uns für das Amaz. Keine leichte Entscheidung, denn Lima hat sich über die letzten Jahre zur Gourmet-Hauptstadt Südamerikas entwickelt, Restaurants übertreffen sich hier in Kreativität, Mut und Innovationen. Sobald wir das Amaz betreten fühlen wir uns tausende Kilometer in den Regenwald versetzt. Lampen aus getrockneten Blättern, kunstvoll geschnitzte Barhocker und hängende Gärten – alles hier erinnert an den Amazonas. Das Restaurant kombiniert Zutaten aus dem Amazonas mit den klassischeren lateinamerikanischen Gerichten, wie Ceviche. Eine einzigartige Erfahrung, die die kulinarisch etwas mageren Wochen im Hochland von Bolivien und Peru schnell vergessen lässt.