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Bolivien – Death Road? Nie im Leben

„NIEMALS fahre ich eine Straße mit `nem Fahrrad herunter, die sich Todesstraße nennt!“ – Dieser Gedanke kommt uns (oder zumindest einem von uns), als wir uns in Bolivien Infos über die Death Road einholen. Nachdem wir über die Uyoni Salzwüste und Sucre unseren Weg nach La Paz gemacht haben trennt uns also nur noch eine berüchtigte Straße von der Weiterreise zum Titicacasee nach Peru.

Mit knallbunten T-Shirts zeigen viele Reisende in ganz Bolivien stolz, dass sie die Death Road bereits überlebt haben. Die wenige Meter breite Straße führt über 4000 Höhenmeter von den Anden zu den Ausläufern des Amazons. Auf der einen Seite geht es hunderte Meter in die Tiefe, auf der anderen Seite machen steile Felswände ein Ausweichen unmöglich. Schlechte Sicht, betrunkene Fahrer und riskante Überholmanöver kosteten noch in den Achtzigern bis zu 300 Menschen jährlich das Leben. Seit zwanzig Jahren gibt es eine neue Straße und so wird die alte Yungas-Straße heute hauptsächlich von Touristen mit Mountainbikes befahren.

Der junge Verkäufer versichert uns, dass wir genauso ein gutes Fahrrad kriegen wie es in dem kleinen Büro im Hinterhof an der Wand hängt und dass Barracuda Biking noch nie ein Todesopfer auf der Death Road zu beklagen hatte. Unfälle gäbe es zwar häufig, aber nur weil die Leute verrückt sind. OK, wir verstehen zwar nicht genau was das heißt, nach einem kurzen Spaziergang über den Hexenmarkt lösen wir aber mit gemischten Gefühlen trotzdem das Ticket zur Death Road.

Am nächsten Tag fahren wir durch den dichten Verkehr von La Paz in die umliegenden Berge zum Startpunkt der Death Road. Es ist eisig kalt und wir sind in grellgrüne Barracuda Kleidung gehüllt. Wir bitten Pachamama mit einer hochprozentigen Opfergabe darum, dass wir nie ein bolivianisches Krankenhaus von innen sehen werden und nach dem obligatorischen Gruppenbild (ja, jetzt nochmal alle mit Lama Zeichen, danke!), geht es durch den eiskalten Regen zügig die kurvige Straße hinunter.

Die Straße ist breit und geteert und wirkt wenig bedrohlich. Wie sich allerdings kurze Zeit später herausstellen wird sind wir noch auf der neuen Yungas-Straße, sozusagen als kleines Warmup. Ein großes Schild kündigt die Death Road an: ‚Welcome Death Road – Keep your Left‘. Die Death Road ist die einzige Straße Boliviens auf der links gefahren wird. Der Fahrer, der nach unten fährt, soll so eine bessere Sicht auf den Abgrund haben.

Die Umgebung ist atemberaubend. Mittlerweile ist es warm und feucht. Soweit das Auge reicht blickt man auf dichten Dschungel, durch den sich die schmale Straße wie eine Schlange windet. Der Guide prüft nochmals alle Bremsen, erklärt uns, dass wir wie die Autos links fahren sollen – es sei denn rote Fähnchen markieren beschädigte oder abgebrochene Teile der Straßen. Erwischt man sich dabei den Blick zu lange schweifen zu lassen, wird man durch ein Schlagloch oder Felsbrocken immer wieder schnell daran erinnert, sich besser auf die Piste zu konzentrieren.

Auf der stundenlangen Abfahrt kommen uns zum Glück nur wenige Wagen entgegen. Und so kommen wir ohne größere Zwischenfälle, mit vom Bremsen schmerzenden Fingern und von mehreren Wasserfällen durchnässt, schließlich sicher am Fuß des Berges an. Nachdem der Tag an einem Pool mitten im Dschungel ausklingt kommt das Gespräch auf der Rückfahrt dann doch nochmal auf die Death Road zu sprechen. Wie viele Mountainbiker sind denn jetzt wirklich abgestürzt? Der Guide antwortet ohne zu zögern: 29 tote Radfahrer gab es bis jetzt. Der letzte gestern – ein Neuseeländer. Es wird plötzlich still im Bus. Wir sind froh, dass er uns das nicht ein paar Stunden früher erzählt hat.