Der Lonely Planet lädt den Leser ein, sich selbst ein Bild von Arusha zu machen: Notwendiges Übel um die Wunder Afrikas zu erleben oder eine lebendige, authentische ostafrikanische Stadt? Nach über 30 Stunden in der Luft und auf der Straße fällt unser erstes Urteil eindeutig aus. Gestern noch romantische Grachten, Yogaloft und Hipster-Café in Amsterdam. Heute staubige Pisten, Chaos, Armut und wenig Verständnis für europäische Befindlichkeiten, z.B. nach Abstand. Mehrere Reiseberichte beschreiben die Ankunft in Arusha als traumatisch. Aber wie schlimm soll es schon werden? Touts sind doch überall gleich, egal ob in New Delhi, Bangkok oder eben nun in Arusha.
Als wir schließlich übermüdet und mit leichtem Kulturschock als einzige Touristen aus dem Bus klettern, werden wir eines Besseren belehrt. Eine riesen Traube aus Taxifahrern, Safariverkäufern, Gepäckträgern und wer immer sonst noch ein paar Dollar machen will, stürzt sich auf uns und zerrt an unserem Gepäck und an unseren dünnen Nerven. Irgendwie schaffen wir es im Gewitter aus Englisch und Suaheli uns mit einem der Taxifahrer auf einen fairen Preis zu einigen und das Ticket raus aus dem Busbahnhof zu lösen. Der Fahrer bezeichnet das Ganze dann sehr diplomatisch als ‚this was too much‘ und sagt wir sollen uns erstmal etwas entspannen. Don’t worry, pole pole, everything is under control. Wo das Hotel ist, weiß er dann aber auch nur so grob. Gut, dass es maps.me gibt.
Unser einfaches Hotel liegt etwas außerhalb. Die Villa Poa wird für uns Ausgangspunkt für weitere Abenteuer. Schon am ersten Abend fühlt sie sich wie ein freundlicher, sauberer Rückzugsort an. Über die nächste Woche heißen uns Lucy & co immer wieder herzlich willkommen und bekochen uns mit ostafrikanischen Köstlichkeiten, deren Namen wir uns nicht merken können.
Was bleibt sonst noch von Arusha? Wir lernen hier das erste Mal das Daladala kennen und schätzen. Ein Daladala ist ein Minivan der bis unters Dach mit Passagieren vollgestopft eine feste Strecke abfährt. Das Daladala bringt uns für 0,15 Euro in die Stadt. Nach der ersten Woche in Arusha und Umgebung kommt uns die Innenstadt gar nicht mehr so chaotisch vor, eher lebendig. Einheimische begrüßen uns mit einem freundlichen Jambo (immer öfter auch ohne uns danach eine Safari anzubieten), das hektische Treiben ist faszinierend, der zentrale Markt bunt und das Africafe hat eine echte italienische Kaffeemaschine. Zum ersten Mal kein Instant-Kaffe, der sonst in jeder Berghütte, Safarilodge und sonst überall mit heißem Wasser aus einer bunten Thermoskanne angerührt wird. Der Instant-Kaffee heißt übrigens auch Africafe.
Als wir schließlich zum Flughafen fahren, diesmal im Taxi und nicht im Daladala, wird uns klar, wie es den meisten Tansania Touristen ergeht. Sie lassen sich vom Flughafen in ein Vier-Sterne-Hotel fahren, durch die Serengeti fahren und dann wieder an den Flughafen fahren. Eigentlich echt schade, dass sie alle Arusha verpassen.